An seinem ersten Tag in der neuen Schule fasst der blinde, sechzehnjährige Will Porter einem Mädchen aus Versehen an die Brüste und setzt sich in der Kantine bei jemandem auf den Schoß. Von da an kann es nur bergauf gehen, oder?
Während Will sich langsam eingewöhnt, verliebt er sich in die bezaubernde stille Cecily. Dann bietet sich ihm eine unvorhergesehene Möglichkeit: eine neuartige Operation, die es Will zum ersten Mal in seinem Leben ermöglichen könnte zu sehen. Doch das ist viel schwieriger als Will es sich jemals ausmalen konnte, und er lernt bald, dass diese sehende Welt ihm Geheimnisse vorenthalten hat. Es stellt sich heraus, dass Cecily nicht den traditionellen Vorstellungen von Schönheit entspricht – tatsächlich war alles, was er über ihr Aussehen gehört hatte, eine Lüge. Seine sogenannten Freunde haben sie sich ausgedacht, um die beiden zusammenzubringen. Ist es überhaupt entscheidend, wie Cecily aussieht? Eigentlich nicht. Aber warum fühlt sich Will dann so betrogen?
Mir hat es gefallen, dass Will selbst zu Wort kommt und uns durch die Geschichte leitet. Er beschreibt, wie es ihm geht und ist dabei ab und zu ziemlich lustig, indem er sein Gegenüber mit Witzen über Blinde auf die Schippe nimmt. Seine Gefühlswelt kam bei mir an und auch seine Handlungen konnte ich nachvollziehen.
Der Autor hat die Schwierigkeiten des Blinden sehr gut umgesetzt. Man konnte sich als Leser gut in den Jungen und in seinen Alltag hineinversetzen.
Aber auch die Nebenfiguren sind ziemlich gut getroffen. Die Clique, zu der Will schon bald angehört, hält zusammen wie Pech und Schwefel. Sie sind füreinander, also auch für Will da. Vorurteile gegen Wills Behinderung gab es zu keiner Zeit, was ich wirklich großartig fand.
„Das ist sehistisch, Cecily. Anzunehmen, dass blinde Menschen kein erfülltes Leben haben können, […] Ich erlebe nicht weniger Sinneseindrücke als du. Nur andere.“
Im Verlauf der Geschichte bemerkt man nicht nur, wie die Figuren immer weiter zusammen wachsen. Insbesondere Will und Cecily kommen sich immer näher. Ihre Beziehung vertieft sich eher still und leise. Man bekommt es gar nicht richtig mit, was ich aber als sehr angenehm empfand, dennoch ist sie stets präsent.
Man bemerkt auch, wie gut der Autor recherchiert hat. Viele Dinge waren mir überhaupt nicht klar. Bei näherer Überlegung allerdings logisch. Es war für mich interessant zu lesen, wie ein blinder Mensch auf bestimmte Situationen reagiert. Was dieser als hilfreich, und was als aufdringlich empfindet.
Die Geschichte lässt sich allgemein sehr gut und flüssig lesen, was ich sehr begrüßt habe. Besonders die Abschnitte, in denen es darum ging, ob Will nun sein Augenlicht bekommen würde, oder nicht, haben mir sehr gut gefallen. Wie es am Ende ausging, werde ich jetzt natürlich nicht verraten. Nur so viel: Ich mochte das Ende sehr, denn es rundet die gesamte Geschichte sehr gut ab. Insbesondere die Botschaft, die „Liebe und der erste Blick“ übermittelt, hat mir außerordentlich gut gefallen und ist auch komplett bei mir angekommen: Nicht die Schönheit entscheidet wen wir lieben die Liebe entscheidet wen wir schön finden
„Dir entgeht nichts. Spiegel sorgen bloß dafür, dass sich Leute zu viele Gedanken über ihr Aussehen machen“, sagt sie abweisend.
Alles in allem kann ich aber sagen, das ich mich gut unterhalten gefühlt habe.

6 Comments
Hallo Dörte,
eine sehr schöne Rezension! Mir hat’s eine Spur besser gefallen, grad Wills Leben mit der Blindheit habe ich als sehr interessant empfunden. Es war mal eine ganz andere (Lebens-) Perspektive.
Liebe Grüße,
Nicole
Hallo Nicole,
danke für deinen lieben Kommentar.
Ich empfand die Perspektive auch ziemlich gut. Der Autor hat das echt gut rüber gebracht und auch echt gut recherchiert. Vieles ist so logisch und doch hat man vorher nicht dran gedacht. Das hat mir gefallen. 🙂
Hab einen schönen Abend.
Alles Liebe
Dörte
Hallo Dörte 🙂
Mit dieser Rezension hast Du mich jetzt aber neugierig gemacht. Ich habe noch gar nichts von dem Buch gehört, es ist aber direkt auf meiner Wunschliste gelandet! Ich finde Bücher über blinde Menschen sehr interessant und dieses scheint ein besonderes zu sein.
Liebe Grüße
Elke
Dann habe ich ja erreicht, was ich erreichen wollte, liebe Elke. 😉
Mir gefällt es sehr gut, dass ich dich auf das Buch aufmerksam machen konnte und du es dir sogar auf deine Wunschliste gesetzt hast. Jetzt muss es dir nur noch genau so gut, wenn nicht sogar noch besser, als mir gefallen und ich habe alles richtig gemacht. 😉
Es würde mich sehr interessieren, ob dich die Geschichte auch überzeugen kann. Ob du dich wohl dann noch mal melden würdest? Ich bin doch so neugierig. 🙂
Alles Liebe
Dörte
Hallo 🙂
Das Buch liegt auch noch auf meiner Wunschliste und mit deiner Rezension hast du meine Vorfreude noch gesteigert. Ich habe bisher noch nie ein Buch gelesen, bei dem es um „Blindheit“ geht, deshalb bin ich umso gespannter darauf, wie es umgesetzt wurde. 🙂
Liebe Grüsse ♥
paperlove von Between the Lines.
Hallo Paperlove,
es freut mich immer sehr, wenn ich anderen die Bücher, die ich mag, ebenfalls näher bringen kann. 🙂 Und ich bin mega gespannt, was du dazu sagen wirst. Meinst du, du könntest mich auf dem Laufenden halten, wie es dir gefallen hat, wenn du damit durch bist?
Ich wünsche dir dann ganz viel Freude damit und jetzt ein gute Nacht.
Alles Liebe
Dörte