Ihr Lieben, ♥
Es ist mir sehr wichtig, dass ich euch mitteile, wie es mir in den ersten Wochen ergangen ist, weil ich mich schlicht schlecht gefühlt habe und dankbar über Hilfe von anderen Müttern war, die mir sagten, dass ich trotzdem völlig „normal“ bin und dass diese merkwürdigen Emotionen auch wieder weg gehen werden.
Aber mal von Anfang an:

Vielleicht, als mich die Hebamme anmotzte, sie hätte mir das Anlegen doch bereits gezeigt, und der Kleine weiß nun mal nicht, wie das geht? (Ja, ich vielleicht?!)
Alles in allem war die Zeit im Krankenhaus nicht so schön. Mein Mann und ich wollten ein Elternzimmer beziehen, doch diese waren alle nicht mehr da. Ich lag nicht mal auf der Wochenstation, sondern auf der normalen Gynäkologie und musste mir ein Einzelzimmer mit einer anderen Neu-Mama teilen. Das heißt: Die „Klingel“ wurde in die Mitte gelegt und versucht das Beste aus der Situation zu machen. Es war nicht einfach. Die Narbe schmerzte, ich konnte mich nicht richtig um den Junior kümmern und ich war nachts alleine. Zudem haben die Schwestern auf der Gynäkologie auch immer die Hebammen von unten „angerufen“, wenn ich ein Stillproblem hatte – und ich hatte viele! Ich schaffte es nicht, den Winzling richtig anzulegen und er nuckelte mehr, als dass er überhaupt trank. Ich hatte Schmerzen, war kaputt und so unendlich müde. Ich weinte zudem sehr, sehr viel. Mein Mann war so gut es ging für mich da. Kümmerte sich um den Kleinen, denn ich konnte nicht aufstehen, ohne, dass ich unerträgliche Schmerzen hatte. In der zweiten Nacht weinte mein Sohn so sehr, dass ich die Zähne zusammenbiss und ihn betüddelte. Aber egal was ich tat, nichts half. Ich versuchte ihn anzulegen, doch das klappte nicht so richtig. Es wurde mir hin und wieder geholfen, aber ich hatte nicht das Gefühl, als würde man ihm, bzw. uns helfen. Ich trug ihn umher, sang ihm etwas vor. Ich war völlig erschöpft und verzweifelt, doch irgendwann kam er endlich zur Ruhe und schlief in meinen Armen ein. Ich saß auf einem Stuhl und wagte nicht aufzustehen. Ich wollte ihn nicht wieder weinen hören, es fühlte sich nämlich so an, als würde ich selbst den Schmerz meines Sohnes fühlen. Dieses Gefühl war schlimm, so schlimm, dass es mir richtig Angst machte. Am Morgen scheuchte mich eine der Schwestern selbst zu den Hebammen auf die Wochenstation. Dort unten weinte der Kleine und ich stimmte mit ein. Sie trösteten uns beide und endlich kam heraus, was ihm fehlte. Es konnte ihm geholfen werden. Er hatte Bauchweh. Ich fühlte mich schlecht, weil ich es nicht bemerkt hatte. Weil „Fremde“ meinem Sohn besser helfen konnten, als ich. Ich bin doch seine Mutter! Am selben Tag stellte sich heraus, dass sein Zuckerwert nicht okay ist. Wir mussten zufüttern. Und das, obwohl ich doch so gerne voll Stillen wollte! Als der Kleine trank und endlich mal nicht an meiner Brust schrie, weil er nicht satt wurde, fiel mir zwar ein Stein vom Herzen, aber ich fühlte mich auch wie eine Versagerin. Erst konnte ich ihm nicht helfen, wegen seines Bauchwehs und dann bekam ich ihn alleine noch nicht mal richtig satt.
Dieser Gedanke kreiste in meinem Kopf und hörte überhaupt nicht mehr auf. Ich konnte mich nicht um ihn kümmern und machte alles falsch, was man nur falsch machen kann. Jedenfalls hatten sich diese dunklen Gedanken in meinem Kopf breit gemacht. Die Stimmen waren sehr laut, ich wurde sie nicht los. Ganz besonders schlimm war für mich das Thema Stillen. Wenn ich drauf angesprochen wurde, wie es nun weiter gehen sollte, ob ich es noch mal probieren möchte, oder nicht, brach ich sofort in Tränen aus. Selbst wenn ich heute daran denke, bilden sich in meinen Augen Tränen. Es war für mich ein ganz schlimmes Gefühl, dass es nicht geklappt hat. Die Entscheidung, die wir letztendlich getroffen haben, gegen das Stillen, brachte einen ganzen Berg der Erleichterung bei mir zum Einsturz. Ich wurde etwas ruhiger, und mein Kleiner ebenfalls. Damit wurde uns ein riesiger Stressfaktor genommen.
Die erste Zeit zu Hause:

Er träumte vor sich hin, nuckelte, trank vielleicht ein bisschen und schlief wieder ein. Wir mussten ihn dazu bewegen auch auszutrinken, was manchmal sehr schwer war. Das Schlafdefizit machte meinen Babyblues übrigens noch schlimmer. Ich hatte so viele Emotionen in mir, mit denen ich absolut nicht klar kam. Ich weinte wenn er schrie. Ich weinte, wenn er schlief. Ich weinte, weil ich mich manchmal so hilflos fühlte. Ich weinte, weil ich manchmal nicht wusste, warum er schrie. Ich weinte, weil ich manchmal das Gefühl hatte, ihn nicht zu lieben. Und dann weinte ich, weil ich mir sagte, was bin ich denn für eine Mutter, wenn ich so etwas denke?! Meine Emotionen glichen einer Achterbahnfahrt. Mal steuerte ich auf den Berg zu und es ging mir richtig gut. Ich war so glücklich über dieses kleine Wesen, das es regelrecht schmerzte. Aber dann stürzte ich den Hang hinunter und es ging mit so schlecht, dass ich mich noch schlechter fühlte. Die Selbstzweifel waren total hart.
In dieser Situation haben mir viele Gespräche sehr geholfen. Befreundete Mamas haben mir zugeredet, mir gesagt, dass ich natürlich nicht alles richtig machen kann. Ich bin ja auch erst frisch Mama geworden. Wir müssen uns eben erst kennenlernen, bevor ich wissen kann, welches Bedürfnis der kleine Mann hat und wie ich dies befriedigen kann. Ich musste mir darüber im Klaren sein, dass solche Gedanken und Emotionen völlig normal sind. Der ganze Hormonhaushalt wird schließlich wieder komplett umgekrempelt. Natürlich weiß man dann nicht wohin mir all den Gefühlen. Und wenn man so ein Sensibelchen ist, wie ich, na, dann haut das noch einmal so richtig rein. Glücklicherweise habe ich einen so unfassbar verständnisvollen Mann. Er hat mir, bzw. uns die ganze Zeit zur Seite gestanden und sich um uns gekümmert. Er trocknete die Tränen unseres Sohnes und meine gleich mit. Ich bin so froh, dass ich einen solch tollen Mann gefunden habe! ♥
Bedauerlicherweise musste ich eine Woche nach der Geburt meines Sohnes ins Krankenhaus. So viel zum Thema: Ich möchte die ersten beiden Wochen mit meiner Familie genießen. Aber dazu beim nächsten Mal mehr.
Oder seid ihr verschont geblieben?
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