Ein Jahr nachdem die sechsjährige Lydia durch einen tragischen Unfall ums Leben kam, sind ihre Eltern Sarah und Angus psychisch am Ende. Um neu anzufangen, ziehen sie zusammen mit Lydias Zwillingsschwester Kirstie auf eine atemberaubend schöne Privatinsel der schottischen Hebriden. Doch auch hier finden sie keine Ruhe. Kirstie behauptet steif und fest, sie sei in Wirklichkeit Lydia, die Eltern hätten den falschen Zwilling beerdigt.
Bald hüllen Winternebel die Insel ein, Angus ist beruflich oft abwesend, und bei Sarah schleicht sich das unheimliche Gefühl ein, etwas stimme nicht. Zunehmend fragt sie sich, welches ihrer Mädchen lebt. Als ein heftiger Sturm aufzieht, sind Sarah und Kirstie komplett isoliert und den Geistern der Vergangenheit ausgeliefert.
Sarah und Angus wollen aus der Großstadt fliehen, zu sehr leiden sie noch immer unter dem Verlust ihrer Tochter Lydia. Ihr Weg führt sie auf eine Privatinsel, die ziemlich abgeschottet ist. Trotz dessen, dass das Ehepaar noch sehr viel an dem Haus machen muss, versuchen sie ihr möglichstes, um es ihrer Tochter Kirstie so gemütlich und angenehm wie möglich zu machen. Das Mädchen leidet natürlich ebenso an dem Verlust ihrer Zwillingsschwester, wie ihre Eltern.
Es könnte alles so harmonisch laufen, doch dann fängt Kirstie an zu sagen, dass sie Lydia ist und sich die Eltern getäuscht haben. Zudem scheinen auch die Eltern Geheimnisse voreinander zu haben. Die Lage spitzt sich zu…
Schmerz steigt in mir hoch; ich presse eine Faust gegen die Lippen, um den Schauder zu unterdrücken. Wann hört das auf? Vielleicht nie? So stelle ich mir Kriegsverletzungen vor, Grantasplitter, die tief im Fleisch sitzen und sich über Jahre hinweg einen Weg an die Oberfläche bahnen.«
Zitat aus: „Eisige Schwestern“
Ich antwortete nicht gleich. Es herrscht ein dröhnendes Schweigen. Dann bringe ich heraus: „Entschuldige, Süße, was hast du gesagt?“
„Warum nennst du mich immer Kirstie? Kirstie ist tot. Kirstie war es, die gestorben ist. Ich bin Lydia.“«
Gesamt
Die Perspektiven und der Erzähler wechseln immer mal wieder. In der Ich-Form berichtet uns Sarah die Geschehnisse und lässt uns an ihrem Seelenleben teilhaben, was mir ziemlich gut gefallen hat. Sarah war mir immer sehr nahe und hat mir unendlich Leid getan.
Angus kommt auch zu Wort, allerdings wechselt in diesen Kapiteln der Erzähler ins Auktoriale, was ich ebenfalls als sehr angenehm empfand, da man so noch viel mehr zu seiner Person erfahren konnte. Kirstie wird zwar nie zur Erzählerin, aber sie ist diejenige, mit der ich am aller meisten mit gelitten habe. Es muss einfach nur schrecklich sein, seine Schwester zu verlieren und dann auch noch die ganzen Dinge, die sie selbst nachdem ein ganzes Jahr vergangen ist, durchmachen musste. Ich habe sehr oft das Bedürfnis gehabt, die Kleine mal ganz fest zu drücken, auch, wenn es sich natürlich nur um einen fiktiven Charakter handelt. Der Autor hat mir die gesamten Charaktere, insbesondere die eben angesprochene Kirstie einfach so nahe gebracht, dass ich nicht anders konnte.
Doch nicht nur die Charaktere und die Erzählweise konnten mich überzeugen, sondern ebenfalls das Setting sowie der allgemeinen Schreibstil des Autors. Zuerst möchte ich näher aufs Setting eingehen, welches so wunderbar bildlich rüber kam, dass ich schon meinte die Seeluft riechen zu können. Wurde es dunkel auf der Insel, bekam ich eine Gänsehaut, weil ich mich ein bisschen gefürchtet habe. Ich habe jeden einzelnen Grashalm, jede einzelne Ratte und jeden Tropfen Wasser vor Augen gehabt. Es ist fantastisch beschrieben und fantastisch erzählt!
Der Schreibstil des Autors ist bombastisch. Ja, anders kann ich es nicht ausdrücken. Er schreibt mit einem sehr hohen Tempo und wirft immer mal wieder etwas ein, was einen ans Buch fesselt. Mal hier ein kleiner Cliffhanger, mal dort eine böse Überraschung und schon kann man es vor Neugierde fast gar nicht mehr aushalten. Es geschahen Dinge, die mir eine Gänsehaut beschert haben und mit denen ich gleichzeitig nicht gerechnet hätte. Die Spannung ist echt unerträglich und das von der ersten bis zur letzten Seite. S.K. Tremayne gelingt es gekonnt den Leser auf eine falsche Fährte zu bringen. In ihm ein heidenloses Chaos anzurichten und mit ihnen zu spielen. In diesem Thriller fließt kein Blut. Das ist allerdings auch überhaupt nicht nötig, denn das, was alles passiert ist für mich weitaus schlimmer gewesen, als mich mit einem Serienkiller zu „beschäftigen“. Wenn ich dachte, ich hätte es raus bekommen, was da überhaupt los ist, hat mir der Autor erneut etwas völlig anderes vor die Füße geworfen und mein Gedankenkarussell somit in die entgegengesetzte Richtung fahren lassen.
Selbst am Ende scheut sich S.K. Tremayne nicht davor einen an der Nase herumzuführen…


6 Comments
Huhu,
habe das Buch auch gelesen und fand es allerdings nur mittelmäßig. Gerade am Ende ließ für mich die Spannung deutlich nach…
Beste Grüße
Chrissi
Schade, dass es dir nicht so gut gefallen hat. Ich fand es von vorne bis hinten absolut gelungen. Und ich muss zugeben, dass ich mich sogar ein bisschen gegruselt habe…
GlG
Kitty ♥
Huhu Kitty,
ich muss sagen, das Buch klingt genach nach meinem Beuteschema! Ich werde es mal auf meine Wunschliste setzen.
Vielen Dank fürs Vorstellen.
Liebe Grüße
Sas
Gerne doch. 🙂 Freut mich, dass ich dir eine Entscheidungshilfe sein konnte. 🙂
GlG
Kitty ♥
Das klingt doch super. Das Buch ist letzte Woche bei mir eingetroffen und ich bin gespannt, ob ich mich auch ein bisschen gruseln kann dabei. Beim Klappentext war mir jedenfalls schon ein kleiner Schauer über den Rücken gelaufen.
Viele Grüße, Julia
Mich konnte es total überzeugen. Aber ich habe auch schon andere Meinungen gehört, die leider nicht so positiv ausgefallen sind. Wie dem auch sei: Ich hoffe, dich kann die Geschichte genau so begeistern, wie mich. 🙂
GlG
Kitty ♥